Förderung von Bioenergie ist unverantwortlich!

Nicht erst die Diskussion und das sich daran anschließende Fiasko rund um das unselige E10-Benzin hat ein Thema in den Vordergrund gerückt, mit dem wir uns im vergleichsweise reichen Europa und erst recht in Deutschland reichlich wohl gefühlt haben: Energie vom Acker und die vermeintlich ökologisch korrekte Ernährung. All das aber, was wir uns hier leisten und womit wir unser Gewissen beruhigen, löst andernorts humanitäre Katastrophen aus: Weil wir den Anbau von Energiepflanzen hoch subventionieren, und weil es die Wohlstandsbürger ökologisch und politisch korrekt finden, ertragsschwache Bioprodukte zu konsumieren, gehen wertvolle Ackerflächen für den Anbauklassischer Nahrungsmittel verloren; dies mit dem verheerenden Ergebnis, dass die Armen in den ärmsten Ländern auf der Strecke bleiben.

So hat die Welternährungsbehörde in Rom jüngst Alarm geschlagen, wie die WirtschaftsWoche zusammenfasste: „ Der Food Price Index stieg in den vergangenen sechs Monaten um gut 25 % und erreichte im Januar einen historischen Höchstwert. Die Grundnahrungsmittel Weizen und Zucker verteuerten sich sogar um rund 75 %. Am härtesten trifft dies rund 1,4 Milliarden Menschen, die von 1,25 Dollar pro Tag leben müssen, warnt die Weltbank. Sie befürchtet, dass die Zahl der Hungernden in diesem Jahr deutlich über die Schwelle von einer Milliarde Menschen steigen wird.“

Diese Entwicklung lässt Ilse Aigner ebenso nachdenklich werden wie Norbert Röttgen. Aigner erkennt noch weitere negative Bedrohungen durch die auf diese Weise ausgewirkte dramatische Verteuerung der Lebensmittel und stellt mit Blick auf die Revolutionen in Nordafrika fest: „ Wer fast sein gesamtes Einkommen für Nahrungsmittel ausgeben muss, geht auf die Straße, wenn sich die Preise dafür verdoppeln. Wir haben eine moralische und humanitäre Verantwortung, unseren Beitrag im Kampf gegen den Hunger zu leisten. Der Anbau von Nahrungsmitteln muss Vorrang haben vor Energiepflanzen.“

Und Hans Heinrich Driftmann, Präsident des Industrie- und Handelskammertages befürchtet, dass wir in „spätestens drei Jahren eine globale Hungerskatastrophe und einen Ansturm von Millionen von Hungerflüchtlingen erleben werden. Seine Forderung: „ Wir müssen unsere Bioenergiesubventionen dringend hinterfragen und gegebenenfalls stoppen. Solange die Ernährung der Welt nicht gesichert ist, dürfen wir Agrarflächen nicht für andere Zwecke verwenden, auch nicht zur Energiegewinnung. Die Sicherung der weltweiten Ernährung ist die wichtigste Aufgabe unserer Zeit. Ansonsten bekommen auch die Wohlstandsländer Probleme.“

Landwirtschaftsministerin Ise Aigner und Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel wollen die kleinbäuerliche Landwirtschaft in den ärmsten Ländern noch stärker unterstützen, um sie produktiver zu machen und damit die Ernährung quasi „vor Ort“ zu sichern.

Gut und richtig. Aber noch wichtiger ist, dass hier der Biosprit nicht mehr gefördert und damit Landspekulanten der Boden entzogen wird und somit die Äcker wieder vorrangig für das genutzt werden, wofür sie da sind: Für die Nahrungsmittelproduktion der rasant steigenden Weltbevölkerung!

© Dr. Walter Döring

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