Glück auf, Herr Bundespräsident Christian Wulff!

Was war das für ein noch nie dagewesener Wahlkampf nahezu aller großen Printmedien für den Kandidaten der Oppositionsparteien bei der Bundespräsidentenwahl am 30. Juni, eine wahre Kampagne für Joachim Gauck! Der Kandidat der schwarz/gelben Regierungskoalition, der frühere niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff, stand im Grunde chancenlos am Rande. Aber hatte denn Gauck wirklich eine Chance? Nein, nicht wirklich. Denn ebenso wie bisher in der Geschichte der Bundespräsidentenwahlen alle Kandidaten der jeweiligen Mehrheitsfraktionen in der Bundesversammlung gewählt worden waren, so wurde schließlich auch diesmal derjenige gewählt, der diese Mehrheitsfraktionen hinter sich hatte. Stimmt: Erst im dritten Wahlgang. Aber wer erinnert sich heute daran, dass auch die später dann höchst angesehenen Präsidenten Heinemann und Herzog jeweils erst im dritten Wahlgang gewählt worden waren; kaum einer.

Und hat es ihrer Amtszeit, ihrer Autorität, ihrem Wirken im In- und Ausland geschadet, ihre Würde gar geschmälert? Nicht im Geringsten! Beide wurden herausragende Bundespräsidenten mit ganz eigener Wirkung und Erinnerung. Und die Chance hierzu hat ganz selbstverständlich auch Christian Wulf. Er will und er wird sie nutzen. Er will und er wird verbinden, jung und alt, Bundesbürger und Zuwanderer, Kranke und Benachteiligte mit den vom Schicksal Begünstigten. Er hat mit seinem Ziel des „Verbindens und Zusammenführens der bundesrepublikanischen Gesellschaft“ schon als Ministerpräsident Zeichen gesetzt und als erster eine Muslima zur Ministerin gemacht. Er wird uns (hoffentlich!) alle noch positiv überraschen!

Der Chefredakteur der WELT, Thomas Schmid, lag richtig, als er am 3. Juli 2010 zu den vier Wochen vor der Wahl schrieb: „ Es war kein Sommermärchen, aber doch ein schönes Stück praktische Demokratie, das obendrein dem Publikum gut gefallen hat. 30 Tage hat Deutschland einen lebhaften Wettlauf zweier Männer um Schloss Bellevue erlebt. Es fügte sich, dass dabei wie selbstverständlich Grundfragen des Gemeinwesens erörtert und etliche der Werte bekräftigt wurden, die dieser Republik zugrunde liegen, zugrunde liegen sollen.“

Was war in diesen 30 Tagen außerdem geschehen? Weite Teile der Medien hofften gemeinsam mit den Oppositionsparteien darauf, der Regierungskoalition und dabei insbesondere Bundeskanzlerin Merkel eine Niederlage von bedeutenden Ausmaßen „herbeischreiben“ zu können. Klar sind 44 „Abweichler“ im ersten Wahlgang eine „herbe Klatsche“, aber die Diskussion im Vorfeld war zu durchsichtig, zu absurd, als dass sie hätte verfangen können. Durchsichtig, weil auch die SPD noch nie anders gewählt hat als so, dass ihr Kandidat gewinnt. Also bitte keine Krokodilstränen von wegen „Wahl freigeben“ und „den Kandidaten der Bürger“ – wirklich der Bürger? Doch wohl allenfalls der Umfragen – wählen. Absurd, weil man ganz offensichtlich ja nur haben wollte, dass die Wulff-Anhänger „frei“ wählen sollten!

Also: Auch drei Wahlgänge sind nicht wirklich eine Sensation, sie sind nichts Einmaliges. Sehr wohl einmalig sind aber die „Zahlen, Daten und Fakten“ des Bundespräsidenten Christian Wulff: Er ist der jüngste Bundespräsident, er bringt die jüngste aller First Ladies und das jüngste Kind mit in Bellevue – und er steht mit all diesen Superlativen dennoch mit seinen drei Wahlgängen in einer Tradition mit großen Vorgängern.

Sagen wir ein gelassenes „Na und?“ zu seinen drei Wahlgängen und geben ihm die Chance dazu, ebenfalls ein großer Bundespräsident zu werden! Die Bundesbürger meinen jedenfalls einmal schon mit großer 73%-Mehrheit, dass er ein guter Präsident werden wird. Also: Glück auf, Herr Bundespräsident Christian Wulff!

© Dr. Walter Döring

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