Gut so: Wir haben weniger Kinderarmut als gedacht!

Im September 2009 schreckten uns alarmierende Zahlen der Industrieländerorganisation OECD auf, als dies verkündete, dass jedes sechste Kind in Deutschland in Armut lebe. Schlimmer sei die Situation nur in wenigen Ländern der entwickelten Welt, etwa in Mexiko, Polen und der Türkei. Deutschland war blamiert – und vor allem geschockt.

Nun hat die Wochenzeitschrift die ZEIT Mitte Mai einen Forschungsbericht veröffentlicht, der zu dem Ergebnis kommt: Die Zahl von der OECD war falsch. „Datenmüll.“ Tatsache ist: Deutschland rangiert bei der Bekämpfung der Kinderarmut im internationalen Vergleich nicht ganz hinten, sondern im Gegenteil weit vorne. 2004 galten nach OECD-Bericht mehr als 16% der Kinder n Deutschland als arm. Nach neuesten Forschungen waren es 2008 – neuere Zahlen gibt es nicht – 8,3%. „So rasant hat sich Armut wohl noch nirgendwo halbiert“, schreibt die ZEIT.

Natürlich ist das kein Grund zur Beruhigung oder gar zur Zufriedenheit, denn jedes arme Kind ist ein armes Kind zu viel. Und klar ist auch, dass Deutschland auch nach den neuen Untersuchungen ein Armutsproblem hat. Denn noch immer leben 1,1 Millionen Kinder und Jugendliche in einer Situation der finanziellen Bedürftigkeit. Aber – bitte! – es geht um relative Armut. In Deutschland hieß das 2008: „ Eine Familie mit zwei kleinen Kindern war arm, wenn sie netto weniger als 1667 Euro im Monat zur Verfügung hatte.“

Im internationalen Vergleich relativiert sich dieser Armutsbegriff dann nochmals beträchtlich. Also sollten wir zunächst mit Freude zur Kenntnis nehmen: Wir haben zum Glück weit weniger arme Kinder als noch vor wenigen Jahren gedacht. Aber wir müssen gleichzeitig im Auge behalten: Am schlimmsten ist es für Kinder, wenn sie in Haushalten aufwachsen, in denen niemand Arbeit hat. Professor Christian Arndt: „ Wir müssen noch viel umfassender erforschen, was tatsächlich die Ursachen für die Kinderarmut sind: niedrige Löhne, Arbeitslosigkeit, zerfallende Familien und vor allem ungleiche Bildungschancen.“

Es gilt also, sich mehr den Rahmenbedingungen zuzuwenden, damit für tatsächliche und nachhaltige Verbesserungen zu sorgen, und nicht jede OECD-Meldung gleich für bare Münze zu nehmen – und sich mit den betroffenen Familien und vor allem mit den Kindern darüber zu freuen, dass verschiedene Maßnahmen wie Kindergelderhöhung, Elterngeld und anderes mehr dafür gesorgt haben, dass wir weniger arme Kinder haben als gedacht; und das ist gut so!

© Dr. Walter Döring

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