Ein Hoch auf die Industrie

Es war in den 90er Jahren, als gar nicht so wenige selbsternannte Zukunftsforscher, aber auch Volkswirtschaftler und Politiker das hohe Lied auf die Dienstleistungsgesellschaft sangen und der Industrie des Landes wenn nicht ein rasches Ende wünschten, so doch darauf drängten, Abschied zu nehmen von dieser „alten Industrie“, der „Old Economy“, und stattdessen für den Weg in die „Dienstleistungsgesellschaft“ plädierten.

Gott sei Dank kam es anders: Gerhard Schröder ging im August 2002 auf Konfrontation zu den Propheten der Dienstleistungsgesellschaft und sagte: „Wir können doch nicht davon leben, dass wir uns gegenseitig die Haare schneiden und unsere Vorgärten mähen“. Wer glaube, die „Old Economy“ nicht mehr zu brauchen, der irre gewaltig.

Zehn Jahre später sehen wir, dass die Industrie Deutschlands geradezu blendend dasteht, in Saft und Kraft und die ganze Welt mit ihren Waren beliefert. Das „Handelsblatt“ stellt fest: „Die deutsche Industrie, in der jeder fünfte Beschäftigte arbeitet und die für rund ein Viertel der Wirtschaftsleistung verantwortlich ist, boomt – am Boden liegen Finanzdienstleister, Banken und Versicherungen.

Heute profitiert ganz Deutschland und mit ihm sogar direkt und indirekt Europa davon, dass die Deutschen nicht einstimmten in die seinerzeit als besonders „modern“ und „weitsichtig“ dargestellten Grabreden auf die Industrie: Überall in Europa, wo derzeit über die Schuldenkrise geklagt wird, sind die Deindustrialisierung und die Exportschwäche als Hauptursache auszumachen.

Ein deutliches Umdenken hat stattgefunden: Deutschlands starke Industrie gilt mittlerweile EU-weit und darüber hinaus als Vorbild: US-Präsident Obama fragt sich und seine Berater „Wie machen das die Deutschen“? und die Briten, die seit den 80er Jahren alleine auf den Finanzplatz London gesetzt hatten, investieren wieder in Fabriken für den Automobilbau. Unsere Nachbarn in Frankreich wollen den auf gerade mal noch 14 % abgesunkenen Industrieanteil wieder deutlich erhöhen und subventionieren ihre Autobauer, um möglichst viele Standorte zu halten.

EU-Kommissar Antonio Tajani empfiehlt den südeuropäischen Schuldenstaaten das deutsche Rezept: „Realwirtschaft, Unternehmen und das produzierende Gewerbe müssen wieder in den Mittelpunkt der Politik gerückt werden“. Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler bringt es wie folgt auf den Punkt: „Wir müssen alles tun, um eine schleichende Deindustrialisierung Europas zu verhindern“.  

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Automobilindustrie als die „Wachstumssäule unseres Wohlstands“ bezeichnet, von der jeder siebte deutsche Arbeitsplatz – mehr als 736 000 insgesamt – abhängt. Die deutsche Automobilindustrie ist technologisches Vorbild für die Welt. Gleiches gilt für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau: In 16 von 32 Fachbereichen zwischen A wie Antriebstechnik und W wie Werkzeugmaschinen sind deutsche Unternehmen Weltspitze. Und auch unsere Elektroindustrie ist Innovationstreiber und mit 842 000 Beschäftigten nach dem Maschinenbau mit 931 000 Beschäftigten die zweitgrößte Industriebranche. Und nicht zu vergessen die Nummer vier, die Chemie- und Pharmaindustrie, die mit 428 000 Beschäftigten im Jahr 2011 mit mehr als 184 Milliarden Euro einen Rekordumsatz zu verzeichnen hatte.

Deutschland hat allen Grund, ein „hohes Lied“ auf seine Industrie zu singen: Sie ist unsere Stärke, sie sichert und schafft Arbeitsplätze – und alle Welt beneidet uns um diese phantastische Industrie „Made in Germany“!

© Dr. Walter Döring

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