Europas Zukunft hängt von den Zukunftschancen seiner Jugend ab

Wenn man die letzten 12 bis 18 Monate hinsichtlich der Bemühungen der europäischen Spitzenpolitik um die Zukunft Europas Revue passieren lässt, dann fällt auf, dass viel von ungeheuren Summen im mittlerweile hohen dreistelligen Milliardenbereich die Rede war – für die Rettung einzelner EU-Mitgliedsländer und für die Rettung des Euros. Einher gingen die wortreichen Erklärungen für diese kaum mehr vorstellbar hohen Beträge stets mit der Aussage, diese Summen seien zur Zukunftssicherung Europas „alternativlos“. Wenig bis überhaupt nicht war in dieser Zeit dagegen die Rede von denen, die für die Zukunft Europas wichtiger sind als alles andere: Europas Jugend und deren Zukunftsperspektiven. 

Dabei wäre hier in allererster Linie anzusetzen, denn in viel zu vielen EU-Ländern steht es ausgesprochen schlecht um die Zukunftschancen der jungen Menschen: In Griechenland, Portugal und Spanien sind bereits etwa die Hälfte aller jungen Menschen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren ohne Arbeit oder Ausbildung; in der EU insgesamt, so Ursula Engelen-Kefer, ist mehr als ein Fünftel der jungen Menschen arbeitslos. Dies ist sozial- und wirtschaftspolitisch und für jeden einzelnen Betroffenen/Betroffene schlicht verheerend. Zu Recht spricht Frau Engelen-Kefer von einer „europäischen Zeitbombe“. Aber auch bei uns hier in Deutschland ist jeder unverschuldet nicht ausgebildete oder arbeitsloser junge Mensch eine/r zu viel.

Was soll aus diesen jungen Menschen, was soll aus Europa werden, wenn die Jugend als „nicht gebraucht“, „schlecht/unzureichend qualifiziert“ und dementsprechend unmotiviert dargestellt wird? Eigentlich müssten überall die Alarmglocken schrillen, aber im Grunde passiert fast nichts, in jedem Fall aber zu wenig.

Es ist längst eine Binsenweisheit, dass Bildung, Bildung und nochmals Bildung ein entscheidender Teil der Lösung ist. Aber es gehört auch endlich ein echter europäischer Arbeitsmarkt dazu, zu dessen Voraussetzung u. a. die Vergleichbarkeit der Bildungsabschlüsse in ganz Europa gehört. Dann ist es auch zwingend notwendig, das bewährte deutsche duale Ausbildungssystem EU-weit zu „transportieren“. Die Forderung nach einer EU-Task-Force für die Förderung der betrieblichen Berufsbildung mit einer glaubwürdigen personellen Mitwirkung der Tarifparteien verdient Unterstützung.

Und natürlich braucht es auch Geld, das ja offensichtlich – siehe die Rettung des Euros – immer dann zur Verfügung steht, wenn die Politik es will. Nun sollte sie es auch für die Jugend, deren Zukunft, und damit die Zukunft des gesamten Euro-Raums wollen.

Aus nicht abgerufenen finanziellen Mitteln des Europäischen Strukturfonds für die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit sollen Mittel bereitgestellt werden, mit denen die besonders betroffenen Länder die Probleme in ihren jeweiligen Ländern anpacken sollen; hoffentlich tun sie es!

Viel gewonnen wäre schon, wenn alle Verantwortlichen einsehen würden, dass die Zukunft Europas von den Zukunftschancen seiner Jugend abhängt, und dass dafür weit mehr getan werden muss als bisher!

© Dr. Walter Döring

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