Mittelstand bleibt Jobmotor

Neun Verbände aus Industrie, Handel, Handwerk und Gastronomie haben in ihrem 10. Jahresmittelstandsbericht festgestellt, dass sich „der Beschäftigungsaufbau im Mittelstand im laufenden Jahr 2012 fortsetzen wird, wenngleich mit etwas abgeschwächter Dynamik“. Der Mittelstand kommt somit nach 490 000 neuen Arbeitsplätzen in 2011 und erwarteten 210 000 neuen Jobs in 2012 auf zusammen grandiose 700 000 neue Arbeitsplätze in gerade einmal zwei Jahren; eine tolle Leistung!

Der geringere Arbeitsplatzzuwachs in diesem Jahr wird damit erklärt, dass sich das Wirtschaftswachstum von 3,4% in 2011 auf 1,1% in 2012 abschwächen werde. Mit dieser Wachstumserwartung von knapp über einem Prozent zeigen sich die Mittelständler zuversichtlicher als die Bundesregierung, die von nur 0,7% ausgeht.

Mehr Optimismus ist ein Kennzeichen des Mittelstands. Optimismus, der aber nicht aus reinem Zweckoptimismus gespeist wird, sondern aus der Überzeugung in die Notwendigkeit, dann eben „noch eine Schippe drauflegen“ zu müssen. Voller Stolz stellte deshalb der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Ernst Fischer der WELT gegenüber fest: „Der Mittelstand ist der wahre Jobmotor Deutschlands und das Rückgrat unserer Volkswirtschaft“. Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Im Jahre 2011 beschäftigte der Mittelstand insgesamt 33,3 Millionen Menschen und damit so viele wie noch nie zuvor.

Sie arbeiten in ca. 4,5 Millionen Mittelstandbetrieben und könnten noch viel mehr sein, wenn nicht der zunehmende Fachkräftemangel weiteres Wachstum verhindern würde. Wie ernst das Thema „Fachkräftemangel“ ist, wird auch daran deutlich, dass die Bundekanzlerin jüngst zu einem „Fachkräftegipfel“ eingeladen hat, an dem acht Kabinettsmitglieder teilnahmen. Politik, Wirtschaft und Verbände sind sich einig, dass vor allem im Mittelstand noch mehr Arbeitsplätze geschaffen werden könnten, wenn es die „Konjunkturbremse Fachkräftemangel“ nicht gäbe. Bei Zeitarbeitsfirmen und auch bei Gesundheits- und sozialen Diensten seien noch Tausende neuer Jobs denkbar.

Außerdem fürchten die Mittelständler weitere staatliche Reglementierungen und höhere Abgaben „jedweder Art“. Maßvolle Lohnerhöhungen seien akzeptabel und im eigenen Interesse auch notwendig, denn vor allem „der regionale Mittelstand lebt von der stabilen Binnenkonjunktur“, so der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel Dienstleistungen (BGA), Anton F. Börner, in einem Interview.

Der Geschäftsführende Vorstand des Deutschen Mittelstandsbundes, Marc S. Tenbieg, richtete kürzlich in der Financial Times Deutschland einen Appell an die Politik: „Staatliche Förderungen dürfen nicht nur den großen Unternehmen vorbehalten sein. Gerade die kleinen und mittleren Unternehmen könnten noch innovativer und damit noch beschäftigungsintensiver sein, wenn sie unbürokratischer an Hilfe bei Forschung und Entwicklung kämen“. Damit könnten die Mittelständler noch mehr „Made in Germany“ in alle Welt verkaufen und ihre Erfolgsgeschichte fortsetzen.

Und noch ein interessanter Aspekt: Nicht nur in Deutschland ist der Mittelstand Jobmotor Nummer 1, sondern auch in Europa: In den vergangenen zehn Jahren haben Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Schnitt jährlich ein Prozent mehr Arbeitsplätze geschaffen; die großen Unternehmen dagegen nur 0,5%.

Gerade auch unsere Region und das Land Baden-Württemberg insgesamt fahren gut mit dem „Jobmotor Mittelstand“ – und das hoffentlich noch recht lange!

© Dr. Walter Döring

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