Deutschland bleibt auch in zwanzig Jahren noch in der Spitzengruppe
Es gibt mittlerweile ungezählte Prognosen,
Zukunftsszenarien, Science Fiction-Bücher und -Filme, die weit überwiegend ein
eher düsteres Bild der Welt in zwanzig Jahren malen: Mal sind wir hilflos
Verbrechen ausgeliefert, mal beherrschen uns seelenlose Roboter, mal hat uns
ein Virus ausgelöscht und mal bevölkern von Menschen geschaffene Maschinenwesen
unsere Straßen - viele Blicke in die Zukunft, allesamt wenig erfreulich. Da tut
die jüngst von Prognos vorgestellte Studie, die 42 Länder untersucht hat,
richtig gut: Trotz immenser Herausforderungen wird es die Welt noch geben - und
Deutschland wird auch im Jahre 2035 noch eine herausragende Rolle in der
Spitzengruppe der großen Volkswirtschaften spielen.
Zunächst zu den Herausforderungen: Die Weltbevölkerung wird
weiter rasant wachsen, das Klima und die Umwelt werden sich wandeln, und
lebensnotwendige Ressourcen werden reichlich knapp werden.
Die Vereinten Nationen, UN, gehen von gegenüber heute sieben
Milliarden von neun Milliarden Erdbewohnern aus, wir werden entsprechend mehr
Nahrungsmittel, um 45 Prozent mehr Energie und um 30 Prozent mehr Wasser
benötigen, und eine Welt ganz ohne Armut wird es auch 2035 noch nicht geben.
Hinzu kommen beträchtliche Veränderungen auf dem
Arbeitsmarkt: Die Spezialisierung wird weiter zunehmen, Fachkräfte werden zu
den Gewinnern gehören, die „durchschnittlich begabt Beschäftigten werden an
Perspektiven verlieren“. Der technologische Fortschritt wird demnach zu einem
immer wichtigeren Faktor werden.
Prognos hat nun 42 Länder untersucht, die zusammen etwa 94
Prozent der Weltwirtschaftsleistung repräsentieren; Kriterien waren neben der
demografischen Entwicklung die Konsolidierungsziele der einzelnen Länder sowie
Prognosen zum Ölpreis, zur Inflation und zum Welthandel.
Alles zusammengenommen wird es China nicht gelingen, die USA
von Platz 1 zu verdrängen: Die USA werden mit einer realen Wirtschaftsleistung
von 19 Billionen Euro und einem Anteil von 27 Prozent am
Welt-Brutto-Inlands-Produkt klar die Nummer 1 vor China bleiben. Das Land wird
11 Billionen erwirtschaften und einen Anteil am Welt-BIP von 16 Prozent
aufweisen. Anja Ettel in der WELT vom 6. September 2013: „Auch Deutschland wird
als Exportnation weiterhin eine wichtige Rolle spielen“. Wir werden zwar ein
wenig abrutschen, aber vorne mit dabei bleiben: Der deutsche Anteil am Welt-BIP
wird zurückgehen von heute etwa sechs Prozent auf 4,6 Prozent in 2035. Indien
wird dann vor uns liegen.
Bei weitem nicht so erfolgreich wie über viele Jahre
prognostiziert werden Brasilien und Russland abschneiden; es wird ihnen nicht
gelingen, zu den Industrieländern aufzuschließen. Deutschland wird dagegen auch
in Zukunft von seinem weit überdurchschnittlichen Industrieanteil profitieren.
Wir haben 25 Prozent. Frankreich und England weniger als 15 Prozent. Und hinzu
kommt: „Die meisten Ökonomen sehen Deutschland dank der Exportstärke bei
High-Tech-Produkten und dank des dualen Ausbildungssystems für den weltweiten
Wettbewerb der Zukunft gut aufgestellt“.
Deutschlands Unternehmen tun viel dafür, die Spitzenposition
zu verteidigen und sogar auszubauen. Die Familienunternehmen haben dieser Tage
Folgendes mitgeteilt: „Die Innovationsfähigkeit der Unternehmen gilt als
Schlüsselfaktor für die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Die Ausgaben der
deutschen Wirtschaft für Forschung und Entwicklung lagen 2012 mit 52 Milliarden
Euro auf Rekordniveau“.
Und noch eine weitere Studie bestätigte in diesen Tagen
Deutschland eine erfreuliche Perspektive: Nach den Aussagen des
Weltwirtschaftsforums ist „Deutschland fast Wirtschafts-Weltmeister“. Die
Untersuchung ergab, dass „keine große Industrienation für Unternehmer
attraktiver ist. Nur Singapur, Finnland und die Schweiz liegen vor der
Bundesrepublik“. Da dieser Report noch mehr Länder untersuchte als Prognos,
kann man in Deutschland wohl begründete Hoffnungen auf eine gute Zukunft haben.
Auch wenn somit offensichtlich alle Zeichen auf „positiv“
stehen, so darf doch nicht übersehen werden, dass es auch ständiger
Anstrengungen bedarf, vor allem im Bereich der Aus- und Weiterbildung, denn wir
drohen an Fachkräften dramatisch zu verlieren: Bis 2025 rechnet alleine
Baden-Württemberg mit weniger Schülerinnen und Schülern; und die wenigen müssen
„es dann reißen“. Die Prognosen der Ökonomen sagen voraus, dass sie es schaffen
werden; gut so!
© Dr. Walter Döring
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