Der Mittelstand bleibt das (gestärkte) Rückgrat der Wirtschaft
Die großen und zumeist
börsennotierten Unternehmen machen oft die Schlagzeilen, der Mittelstand aber bleibt
Vorbild, Wachstumsmotor, Job- und Ausbildungsmaschine sowie effizienter als die
„Großen“ – und das mit weniger Investitionen in Sachanlagen.
Der Deutsche Sparkassen- und
Giroverband, DSGV, hat jüngst 300 000 Familienunternehmen „unter die Lupe genommen“
und dabei eine Vielzahl beeindruckender und interessanter Daten zutage
gefördert.
Am Anfang stand eine Definition
von „Mittelstand“: Abweichend von EU-Definitionen und vielen staatlichen
Förderkriterien wird in dieser Studie als Mittelstand bezeichnet: Unternehmen,
die nicht kapitalmarktorientiert sind, bis 750 Millionen Euro Umsatz machen und
bis zu 5 000 Mitarbeiter/innen beschäftigen.
Klar muss man eine Definition
finden, aber auch diese hier blendet damit viele Mittelständler aus, die meiner
simplen Definition entsprechen: Mittelstand ist da, wo Eigentum und
Verantwortung in einer Hand liegen; einfach: Wo der Inhaber / die Inhaberin
„mit Haus und Hof“ für das Unternehmen haften.
Zurück zu den Grundlagen der
Studie: Den drei Millionen mittelständischen Firmen und Personengesellschaften
stehen 550 deutsche börsennotierte Unternehmen gegenüber.
Ein Vergleich von
börsennotierten Unternehmen mit mittelständischen zeigte zwar auf, dass die „an
der Börse“ zwischen 2010 und 2016 bei den Investitionen in Sachanlagen mit
einem Plus von 5,5 % deutlich über den „mittleren“ mit 3,1 % lagen, aber bei
drei weiteren Vergleichszahlen hatte der Mittelstand die Nase vorne:
Umsatzwachstum im genannten
Zeitraum plus 5,1 % gegenüber 1,5 %, bei der Mitarbeiterentwicklung ebenfalls
ein deutliches Plus für den Mittelstand: 5 5 mehr zu nur 2 % mehr und am
deutlichsten fiel der Unterschied aus bei den einbehaltenen Gewinnen: 2016
behielt der Mittelstand stolze 75 Prozent seiner Gewinne (nach Steuern) ein
–diese flossen also in das Unternehmen zurück und stärkten das Eigenkapital.
Bei den Kapitalgesellschaften verbleibt weniger Gewinn im Unternehmen: Nur 21
Prozent.
Nach Georg Fahrenschon, dem
Präsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands „ist der Mittelstand
heute so widerstandsfähig wie noch nie. Umsätze und Gewinn steigen, die
Eigenkapitalquote erreicht ein Rekordniveau – und das bei einem Höchststand an
Beschäftigten. Das alles ist ein Ausdruck von Stärke und Zuversicht“.
Aufgrund dieser sehr guten
Entwicklung sind heute auch viele Unternehmen aus dem Mittelstand in der Lage,
Investitionen ganz oder zumindest teilweise selbst zu finanzieren. Und dabei
gehen sie sehr vorsichtig und zurückhaltend vor. Ulf Sommer im Handelsblatt:
„Einfach ausgedrückt gilt das Motto: Jeder Euro wird mindestens zweimal
umgedreht, ehe er das Unternehmen verlässt“.
Mittelständler investieren
fokussierter und langfristiger, weil ihre Geschäftsmodelle sehr spezialisiert
und auf lange Sicht im Voraus ausgerichtet sind. Georg Fahrenschon fasste das
in einem Interview so zusammen: „Mittelständische Unternehmer sind deutlich
langfristiger ausgelegt. Sie stellen regelmäßiger Mitarbeiter ein, haben eine
langfristige Finanzierungsstrategie und investieren auch kontinuierlich“.
Für langfristige Erfolge braucht
man eben eine langfristige, generationsübergreifende Sichtweise. Die
kurzfristigen Anforderungen des Kapitalmarkts sind hier nicht immer hilfreich.
Auch hat der Mittelstand eine andere Firmenkultur. Missstände im höchsten
Management, wie wir sie gerade in einigen Großunternehmen sehen, sind im
Mittelstand nur sehr schwer vorstellbar.
Der herausragende Erfolg vieler
Mittelständler liegt in ihrer „Nischenpolitik“ begründet: Sie konzentrieren
sich auf Nischenmärkte, verfügen in diesen über eine einzigartige Expertise und
erreichen auf diese Weise häufig Weltmarktführerstatus.
Die Bedeutung des Mittelstands
unterstreichen neben den rein ökonomischen Daten auch die auf dem Ausbildungs-
und Arbeitsmarkt: Er steht für 91 Prozent der Auszubildenden und 74 Prozent der
Beschäftigten.
Kein Wunder also, dass gerade
jetzt wieder so oft und wie die Zahlen eindrucksvoll belegen auch völlig
zurecht vom Mittelstand als „Rückgrat der deutschen Wirtschaft“ gesprochen
wird.
© Dr. Walter Döring
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