Der Evangelische Kirchentag macht mit dem Boykott der AfD einen großen Fehler!

ODER: Die Evangelische Kirche fällt vor die Aufklärung zurück

Hans Leyendecker, wohl einer der profiliertesten und erfolgreichsten investigativen Journalisten unserer Republik, der einst Helmut Kohls Spendenaffäre aufdeckte und gemeinsam mit Kollegen "aus der ganzen Welt" die "Panama-Papers" aufspürte, ist ohne viel Aufhebens darum und deshalb nahezu unbemerkt zum Präsidenten des Evangelischen Kirchentags in Dortmund im kommenden Jahr 2019 gewählt worden.
Im Grunde ja eine gute Nachricht: Mal niemand aus der Politik und auch sonst kein selbst ernannter "Allerheiligster", sondern ein reichlich unabhängiger, erfahrener und ebenso selbständiger wie kluger Kopf.
Umso größer dann aber doch die Enttäuschung darüber, dass das Kirchentagspräsidium unter seinem Vorsitz in geheimer Sitzung einen Boykott beschlossen hat: AfD-Politiker/innen werden von der Teilnahme an Podien und Diskussionsveranstaltungen auf Deutschlands bedeutendstem und größtem Christentreffen ausgeschlossen.
Leyendeckers Begründung: "Dem Kirchentag geht es ums Zuhören, aber ich möchte nicht Herrn Gauland zuhören".
Woher er die Gewissheit nimmt, dass alle der zigtausend erwarteten Christen Herrn Gauland nicht zuhören möchten, bleibt sein Geheimnis.
Dass er - wie viel zu weit in unserem Lande verbreitet - , bestimmt, wem man zuhören "darf" und wem nicht, dass er Politikern der "Linken" gerne eine Bühne bietet, denen der "Rechten" aber nicht, obwohl diese sich einer weit breiteren Zustimmung in der Bevölkerung erfreuen dürfen - was nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zur Auseinandersetzung mit ihnen auffordern sollte - als die "Linken", ist "main stream" - und schon alleine deshalb zumindest zu hinterfragen.
Dass Leyendecker und mit ihm das gesamte Kirchentagspräsidium aber mit ihrem Boykott der AfD in längst zurückliegende vor-aufgeklärte Zeiten zurückfallen und offenbar damit nicht nur überhaupt kein Problem haben, sondern sich damit  auch noch selbstgefällig "auf der richtigen Seite" wähnen, ist nicht nur ärgerlich, sondern auch vor-demokratisch und wie ausgeführt auch "vor-aufgeklärt"; und christlich ist dieses Verhalten schon mal gleich gar nicht.
In einem Interview mit "Christ & Welt" versucht Kirchentagspräsident Leyendecker sich "politisch korrekt" zu verhalten, indem er erklärt: "Wir laden Wähler und Sympathisanten der AfD ausdrücklich ein - nicht aber Repräsentanten der AfD".
Nichts wird dadurch besser; im Gegenteil: Jetzt wird ganz offen "differenzierend aussortiert". Zu dem oben Ausgeführten kommt nun auch noch eine unerträgliche Scheinliberalität hinzu.
Leyendecker sagte an anderer Stelle, "man müsse Kante zeigen, Position beziehen": Gegen Abwesende? Was ein Unsinn!
Der große Aufklärer Voltaire (1694 - 1778) war da vor mehr als 300 Jahren schon weiter, als er sagte: "Ich mag verdammen, was Du sagst, aber ich werde mein Leben einsetzen, dass du es sagen darfst".
Auch "seinen Friedrich Schiller" sollte Leyendecker kennen. Dieser ließ in Don Carlos ( geschrieben zwischen 1783 und 1778) den Marquis von Posa sagen: "Geben Sie Gedankenfreiheit!"
Selbst Rosa Luxemburg (1871 - 1919) war offensichtlich freiheitsliebender und toleranter als das Kirchentagspräsidium, denn von ihr stammt: "Freiheit ist immer die Freiheit Andersdenkender"!
Alle diese Aussagen gehören zum Grundgerüst einer jeden offenen Gesellschaft, die ganz selbstverständlich unterschiedliche, auch verabscheuungswürdige und nur "schwer erträgliche", Meinungen zulässt und diese auch aushält; weil sie sich offen und selbstbewusst mit diesen auseinandersetzt und sie, wenn nötig, als gegen die Menschenrechte, gegen das Grundgesetz, gegen den christlichen Glauben gerichtet entlarvt, sich mit ihnen "um den besseren Weg" streitet.
Dass ausgerechnet ein Kirchentag sich für Ausgrenzung statt für Auseinandersetzung entschieden hat, ist ein großer Fehler; auch, weil er denen nutzen wird, denen man doch wohl eigentlich nicht nutzen möchte.
So sah es die katholische Kirche, die nach einem ähnlichen Boykott 2016 umdachte und ihre Meinung änderte und AfD-Politiker 2018 wieder "zugelassen" hatte.
Auch das Kirchentagspräsidium für den evangelischen Kirchentag 2019 sollte umdenken.
© Dr. Walter Döring

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Stoppt die (Massen-)Abwanderung!

Ursula von der Leyen verdient Unterstützung!

Trotz allem: Der Menschheit ging es noch nie so gut!