Den Mittelstand bei Weiterbildung steuerlich unterstützen!

Kaum ein Politiker, noch weniger die Verbandsgeschäftsführer von Wirtschaftsorganisationen und erst recht keine Zukunftsforscher – was immer das auch sein soll – wird müde, angesichts der Digitalisierung und des damit einhergehenden drohenden Arbeitsplatzverlustes – sich dabei hinsichtlich Dramatisierung gegenseitig stets zu übertreffen versuchend - der dringend notwendigen Weiterbildung das Wort zu reden.

Ohne kontinuierliche Weiterbildung drohen Job-, Einkommens-, Wohlstands- und Ansehensverlust des Arbeitnehmers und der Rückfall der deutschen Wirtschaft hinter nahezu alle führenden Industrienationen, vor allem Chinas und der Vereinigten Staaten, so die übereinstimmenden Kassandrarufe der immer und überall um unser aller Wohlergehen Besorgten.
Barbara Gillmann: „Mehr Weiterbildung der Beschäftigten gilt als Schlüssel für die Herausforderungen  der digitalen Arbeitswelt“.

Auch Arbeitsminister Hubertus Heil redet der Weiterbildung das Wort, wenn er feststellt, dass uns die Arbeit nicht ausgehen, aber „in vielerlei Hinsicht anders sein wird“, weshalb er Weiterbildung für „zwingend notwendig“ hält.

Alles richtig! Und die „Großen“ der deutschen Wirtschaft haben dies längst erkannt – und handeln danach. Viele von ihnen haben eigene Weiterbildungsakademien und geben eine Menge Geld für die Aus- und Weiterbildung ihrer Belegschaft aus. So hat der CEO von Siemens, Joe Kaeser, jüngst auf dem Gipfeltreffen der Weltmarktführer berichtet, dass sein Unternehmen jährlich mehr als stolze 500 Millionen Euro für die Weiterbildung seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgibt.

Was aber kann der Mittelstand leisten? Er hat eher nicht – ziemlich sicher: nicht! - die Mittel für eigene betriebsinterne Akademien oder Millionen für die Weiterbildung seiner Leute zur Verfügung. Aber gerade die mittelständischen Unternehmen, die nicht anders als die „Großen“ täglich im harten Wettbewerb um Kunden und natürlich auch um Fachkräfte bestehen müssen, sind auf qualifiziertes Personal gleichermaßen angewiesen.

Was also tun? Laufen lassen und damit die „Großen“ noch weiter enteilen lassen oder sinnvoll handeln? Natürlich letzteres. Erfreulich, dass dieses Thema jetzt endlich in der politischen Diskussion breiten Raum einnimmt, nachdem der demografische Wandel voll durchschlägt - die Babyboomer gehen in Rente, die Jungen wachsen nicht entsprechend nach – und sich die blauäugigen Hoffnungen auf die „vielen gut ausgebildeten jungen Zuwanderer“ als das erwiesen haben, was sie immer waren: Augenwischerei. Es fehlen dem deutschen Arbeitsmarkt je nach Studie in den nächsten zehn Jahren bis zu einer Million Fachkräfte.

Also müssen die vorhandenen gehegt und gepflegt und – weitergebildet werden!

Es gibt jetzt zwar ein „Qualifizierungschancengesetz“, das nach Thomas Sigmunds Meinung jedoch so „kompliziert ist, dass es eher eine ABM-Maßnahme für gewerkschaftsnahe Weiterbildungsinstitute ist“, und es reicht z. B. auch dem DIHK nicht, dessen stv. Hauptgeschäftsführer Achim Dercks fordert: „Eine steuerliche Weiterbildungsförderung wäre gerade für kleinere und mittlere Unternehmen ein interessanter Anreiz, am Bedarf des Betriebes orientiert in die digitalen Kompetenzen ihrer Mitarbeiter zu investieren“.

CDU- und auch SPD-Bundestagsabgeordnete setzen sich dafür ein, dass die Große Koalition „den Unternehmen mehr Anreize bietet, mehr Weiterbildung anzubieten“, und die FDP möchte, dass „lebenslanges Lernen zur vierten Säule des Bildungssystems wird“.

Meiner Meinung nach muss der von Bundesfinanzminister Olaf Scholz angekündigten Forschungsförderung die Weiterbildungsförderung mit Schwerpunkt auf den Mittelstand folgen, denn Forschung und Weiterbildung sind die zentralen Themen, um Innovationen zu schaffen, mit denen die Spitzenstellung der deutschen Wirtschaft gesichert und ausgebaut werden kann.

Oder, anders ausgedrückt, mit den Worten von Sven Affhüpe: „Union und SPD wären gut beraten, die aktuelle Debatte über eine Reform der Unternehmensbesteuerung um den Aspekt einer steuerlichen Förderung der Weiterbildung zu erweitern. Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft lässt sich schließlich nicht nur durch eine Senkung der Unternehmenssteuersätze steigern. Unternehmen werden auch dadurch stärker, wenn sie über die richtig ausgebildeten Mitarbeiter verfügen“.

Ulf Poschardt hat darüber hinaus zurecht darauf hingewiesen, dass eine gute (Weiter-)Bildungspolitik zugleich auch eine klug vorausschauende Sozialpolitik ist: „Bildung als Grundlage von Forschung und Innovation hat das Zeug, auch soziale Schieflagen durch Mündigmachen zu korrigieren“.
Viel Zeit für eine zielführende Weiterbildungsoffensive bleibt der „GroKo“ nicht, denn unsere internationalen Wettbewerber holen spürbar auf. Bisher war es dem deutschen Mittelstand noch immer gelungen, sich an der Spitze zu halten. Jetzt aber braucht er Unterstützung, damit er seine Mitarbeiter/innen für diesen Wettbewerb zu deren eigenen Vorteil fit machen kann – durch kontinuierliche Weiterbildung!

© Dr. Walter Döring

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