Vermieter und Mieter nicht gegeneinander ausspielen!
Ja, es stimmt: In vielen Regionen Deutschlands ist Wohnraum
knapp und teuer – und dies nicht nur in Ballungsräumen, wo die Mieten teilweise
ins „Unbezahlbare“ steigen“, sondern zunehmend auch in Mittelstädten, wo z.B.
durch die gerade jetzt deutlich gestiegene Zahl von Studierenden die
Verknappung ansteigt. Das Thema „Miete“ oder auch „Zu wenig und zu teurer
Wohnraum“ hat von daher Konjunktur.
Und da hat Klaus Köster von den Stuttgarter
Nachrichten Recht, wenn er feststellt: „Wo es ein soziales Problem gibt, ist
die Politik nicht weit – erst recht nicht vor einer Wahl“. Also überschlagen
sich CDU und SPD mit scheinbar hilfreichen Lösungsvorschlägen: Begrenzung von
Mieterhöhungen auch für Neuvermietungen, Erschwerung von Zweckentfremdung von
Wohnungen und die Eröffnung der Möglichkeit für Kommunen, gegen Leerstand von
Wohnungen vorzugehen.
Das mag sich für manche auf den ersten Blick gut anhören.
Aber nicht für alle. Nicht für die z. B., die ihr Geld nicht in anonyme Aktien,
sondern in Wohnraum, in Mietwohnungen investieren. Die erhoffen sich meistens
mehr Rendite als das Sparbuch ausschüttet, aber sie wollen auch helfen: Denen,
die sich eigenen Wohnraum nicht leisten können. Was sie aber ganz sicher nicht
wollen, ist, dafür kritisiert, beargwöhnt und bevormundet werden.
Statt aber
Anreize oder wenigstens Anerkennung zu erfahren, hören sie: Kappungsgrenze,
Mietbegrenzung, Zweckentfremdungsverbot, Grund- und Grunderwerbssteuererhöhung!
Anreize sehen anders aus. Und wenn dann noch unterschwellig suggeriert wird,
Vermieter seien überwiegend gewissenlose Abzocker, dann ists bald vorbei mit
der Bereitschaft, in Mietwohnungen zu investieren - und dann ginge es mit dem
Wohnraummangel erst richtig los, weil die öffentliche Hand, der Staat, gar
nicht die Mittel dafür hat, flächendeckend für ausreichenden Wohnraum zu
sorgen; mit dem Ergebnis: Die Lage für Wohnungssuchende wird nicht besser,
sondern noch schwieriger, noch belastender und womöglich sogar noch teurer!
Dies hat jüngst wieder eine Untersuchung für
Baden-Württemberg belegt: In unserem Bundesland lebt jeder sechste Einwohner in
beengten Wohnverhältnissen. Betroffen sind vor allem Paare mit minderjährigen
Kindern sowie Alleinerziehende.
Diesen muss geholfen werden. Das kann die öffentliche Hand
aber alleine gar nicht leisten!
Lange Jahre, ja über Jahrzehnte hinweg, war es üblich, dass
der Handwerksmeister für seine Altersversorgung einen „Wohnblock“ errichtete –
und er dafür geachtet und in überschaubarem Umfang darin vom Staat unterstützt
wurde. Das findet heute kaum mehr statt: Die Gängelung, die Vielzahl der
Vorschriften und der Generalverdacht, unter dem heute Investoren stehen, reizt
nicht zum Engagement im Wohnungsbau.
Dabei genügt es doch, wenn man das kleine 1x1 der
Marktwirtschaft kennt: Wohnungsmieten sind hoch, weil es zu wenige gibt, weil
die Nachfrage das Angebot übersteigt.
Also sollte man Vermieter und Mieter auf keinen Fall
gegeneinander ausspielen, sondern alles dafür tun, dass sie sich gegenseitig
vertrauen, dass der Vermieter nicht überzieht bei seinen Mietforderungen, dass
der Mieter seinen Verpflichtungen nachkommt, und dass der Staat lediglich die
Rahmenbedingungen setzt, aber nicht die vergrätzt, die noch die Mittel und das
Gewissen dafür haben, das zu tun, was notwendig ist, um für sozialen Frieden
sorgen, indem sie für Wohnraum sorgen.
Wer heute nicht in Aktien und Unternehmensanteile
investiert, sondern in Wohnungen, der ist dem Staat „ausgeliefert“, was aber
nicht dazu führen darf, dass er die Lust verliert und sich andere
Anlagemöglichkeiten sucht – zum Nachteil der Mieter. Klaus Köster und eine
ganze Reihe von Experten mahnen: „Je mehr Daumenschrauben die Politik dem
Häuslevermieter anlegt, desto größer ist der öffentliche Applaus – und desto
unsozialer sind womöglich die langfristigen Folgen“.
Deshalb nochmal: Vermieter und Mieter müssen Vertrauen
zueinander haben und dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden; leiden
würden darunter vor allem die, die man zu schützen vorgibt!
© Dr. Walter Döring
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