Die USA sehen die Chancen – Deutschland leider wieder nur die Risiken
Die Vereinigten Staaten von Amerika sind mal wieder drauf
und dran, den Rest der Welt abzuhängen; diesmal auf einem Gebiet, auf dem man
sie für alle Ewigkeit abhängig von anderen und damit verwundbar wähnte: Auf dem
Gebiet der Energieversorgung.
Der weltweite Energieverschwender Nummer 1, die USA, galten
trotz eigener Vorkommen wegen ihres immensen Verbrauchs als abhängig von
Ölimporten vor allem aus Saudi Arabien und verbunden damit als ständig mit
allen sündhaft teuren Konsequenzen gefordert in einer von Krisen und Kriegen
gebeutelten Region, dem Nahen Osten.
Hier ist schneller als erwartet, schneller als von den einen
erhofft und von den anderen befürchtet, eine radikale Änderung eingetreten,
deren Folgen in ihrem ganzen Ausmaß noch gar nicht abgeschätzt werden können:
Die USA stiegen zur größten Energiemacht auf und haben Russland als Nummer eins
bei der Öl- und Gasproduktion abgelöst!
Nach einem Bericht der WELT vom 5. Oktober 2013 hat das
„Wall Street Journal“ jüngst mitgeteilt, dass die Schiefergas-Revolution die
USA zum größten Energieproduzenten der Welt gemacht hat und sie mithilfe der
„sogenannten Fracking-Bohrtechnik erstmals mehr Öl und Erdgas aus dem Boden
geholt haben als der bisherige Weltmarktführer Russland“.
Fracking-Technologie bedeutet, dass unter Zu-Hilfe-Nahme von
hohem Wasserdruck Schiefergesteinsschichten aufgesprengt werden, so dass das
dort gebundene Gas und Öl freigesetzt und gefördert werden kann.
Die USA sehen darin enorme Chancen zur Schaffung von
Arbeitsplätzen, zur Förderung billigerer Öl- und Gasvorkommen und zur
Unabhängigkeit von bisher notwendigen Importen aus häufig „nicht ganz einfachen
Krisenregionen“. Und sie nutzen diese Chancen: Die USA konnten in den
vergangenen fünf Jahren dank des Schiefergas-Booms ihre Erdgasimporte um 32
Prozent verringern, die Ölimporte um 15 Prozent zurückfahren, die Energiepreise
für Industrie und Verbraucher senken und 600 000 neue Arbeitsplätze schaffen
sowie eine Reihe von neuen Industrieansiedlungen verzeichnen. Und obendrein:
Die USA werden ihre Klimaschutzziele erreichen, was bis vor wenigen Jahren als
kaum möglich erschien.
Im Unterschied dazu sieht Deutschland im Fracking mehr
Risiken als Chancen und hat diese Technologie weitestgehend verboten. Im
Unterschied zu den USA verschlechtert sich die Klimaschutzbilanz in Deutschland
durch steigende CO-2 Emissionen, die Energiepreise „jagen nach oben durch die
Decke“, und es ist deswegen schon zu Betriebsverlagerungen raus aus Deutschland
gekommen; Arbeitsplatzverluste inclusive.
Alle Bundestagsparteien haben zugesagt, dieses Thema nach
der Regierungsbildung aufzugreifen; gut so. Und sie sollten dabei bedenken- wie
Daniel Wetzel zu recht bemerkte - : „Die Öl- und Gasfördertechnik Fracking
könnte auch in Europa eine wirtschaftliche Chance sein, wenn vernünftig mit den
Umweltgefahren umgegangen wird. Noch kann es sich Deutschland wirtschaftlich
leisten, den Ressourcenschatz im eigenen Boden unangetastet zu lassen. Politiker
aber, die das unkonditionierte
Pauschalverbot von Fracking auf alle Zeiten in den Gesetzen
festschreiben wollen, sollten bedenken, dass ein wirtschaftlich ungünstigeres
Umfeld irgendwann einmal auch in Deutschland eine neue Werteabwägung nötig
machen könnte“.
Natürlich sind Umweltaspekte und vor allem der
Trinkwasserschutz als hohe Güter zu beachten, aber wir dürfen nicht zulassen,
dass immer nur die anderen die Chancen sehen - und sie auch nutzen! - und wir
vor allem die Risiken - und dann das Nachsehen haben!
© Dr. Walter Döring
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