Immer mehr Unternehmen sagen: „Good bye, Germany!“

Während wir uns in Deutschland seit geraumer Zeit an einem erfreulichen und weltweit viel bewunderten Jobwunder berauschen, laufen wir gleichzeitig Gefahr, eine steigende Verlagerung von Produktion, Forschung und Entwicklung ins Ausland zu übersehen. Immer mehr Unternehmen sagen „Good bye, Germany“! Es sind nicht alleine die großen Konzerne, die Deutschland den Rücken kehren, sondern zunehmend auch Mittelständler.

Experten erklären den Exodus wie folgt: „Die Unternehmen verlagern Aktivitäten ins Ausland, „entweder weil die Löhne oder Strom- und Gaspreise dort deutlich niedriger sind, weil neue Absatzmärkte vor der Haustür liegen, weil Kunden bereits vor Ort sind oder weil Wechselkursrisiken und Zollschranken eine Verlagerung der Produktion erzwingen“.

Die WirtschaftsWoche hat die Fakten aufgelistet: Die Auslandsinvestitionen deutscher Unternehmen erreichten 2012 insgesamt knapp 1,2 Billionen Euro – ein sattes Plus von 70 Prozent gegenüber 2001. Damit geht einher, dass immer mehr Unternehmen einen stetig wachsenden Anteil ihrer Beschäftigten im Ausland in Lohn und Brot bringen: Bei Adidas sind das heute rund 90 Prozent! Klar, dass damit auch die Umsätze verstärkt im Ausland entstehen: Bei dem Industriegasespezialisten Linde sind es über 90 Prozent. Nach Forschungsergebnissen des Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe liegen zwischenzeitlich 21 Prozent aller Kapazitäten deutscher Unternehmen im Ausland.

Dabei spielen die früher als Hauptargument für die Verlagerung ins Ausland angeführten niedrigeren Löhne in den sogenannten „Billig-Lohn-Ländern“ längst nicht mehr die entscheidende Rolle. An Bedeutung gewonnen hat der Aufbau lokaler Wertschöpfungsketten, um mit den eigenen Produkten und Dienstleistungen näher am Kunden zu sein. Noch wichtiger wurden und werden jedoch Entscheidungen der Politik, die nun einmal die Rahmenbedingungen setzt. Mindestlöhne, gesetzlich unterschiedslos vorgeschrieben, Rente mit 63, Mütterrente und Vorschriften hinsichtlich der Besetzung von Vorstand und Aufsichtsrat werden zunehmend nicht nur als kostentreibend und damit als wettbewerbsschädigend, sondern vor allem auch als unzulässige Eingriffe in das „freie Spiel der Kräfte“, kurz: als gegen die Regeln der freien Marktwirtschaft gewertet.
Kommen dann noch, wie es hierzulande in den letzten Jahren verstärkt der Fall ist, völlig unberechenbar steigende Energiepreise hinzu, so sind viele Unternehmen zum „Eigenerhalt“ geradezu dazu gezwungen, sich nach Alternativstandorten umzusehen.

Der mittelständische Gasehersteller Basi Schöberl aus Rastatt hat einem Bericht der WiWo zufolge wegen der niedrigeren Strompreise Teile seiner Produktion nach Frankreich verlagert.

Der weit überwiegende Teil der deutschen Direktinvestitionen jedoch fließt in die USA. Da locken der riesige Markt, vor allem aber die amerikanische Energiepolitik, die darauf abzielt, zum Standort mit den weltweit niedrigsten Energiepreisen zu werden. Nach Einschätzung des World Energy Council werden alleine dadurch in den kommenden zwei Jahrzehnten „geschätzte 50 Milliarden Dollar Kapital von Europa in die USA fließen“, was einem Potential von zwei Millionen Arbeitsplätzen entspricht.

Aber auch China hat sich entwickelt und ist mittlerweile zur wichtigsten Wachstumslokomotive für deutsche Unternehmen im Ausland geworden. Henkel, BMW und viele ihrer jeweiligen Zulieferer sind schon vor vielen Jahren in China angekommen.

Für VW ist das Riesenreich der bedeutendste Markt: Allein im vergangenen Mai verkaufte der Konzern dort 320 000 Fahrzeuge, 23 Prozent mehr als im Vorjahr.

Henkel hat in Shanghai eine Fabrik für 50 Millionen Euro gebaut und produziert in dieser für dortige Industriekunden.

Da tröstet es wenig, dass „einer von vieren wieder kommt“: Motorsägen, Kuscheltiere und Kochlöffel haben eines gemeinsam: Sie lassen sich besser in Deutschland als anderswo herstellen. Stihl, Steiff und Fackelmann haben die Produktion oder Teile davon zurückgeholt. Die Motive sind unterschiedlich: Währungsschwankungen, Qualitätsmängel und auch steigende Löhne.

Unter dem Strich aber überwiegt das „Good bye, Deutschland!“, was wir nicht einfach so hinnehmen sollten. Momentan geht es uns „gold“, aber das ist kein Ruhekissen, weshalb wir wachsam sein und die Gründe für den Wegzug analysieren müssen, damit es nicht wie vor zehn Jahren wieder heißt: Deutschland, das Sorgenkind bzw. der „kranke Mann in Europa“!

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