Die USA bleiben auch mit Trump unser wichtigster Handelspartner
Meine Güte, was hat es da alles für Kommentare zu der Wahl
dieses zugegeben recht eigenwilligen Donald Trump zum Präsidenten der
Vereinigten Staaten gegeben: Der SPIEGEL sah, wie im Grunde zu erwarten war,
mindestens das Ende der Welt kommen und Frau Merkel meinte, den in einer
demokratischen Wahl gewählten „President elect“ auf die Werte der westlichen
Welt, also auch die von Deutschland und der EU, aufmerksam machen zu müssen,
wovon sie eine enge und gute Zusammenarbeit mit ihm abhängig machen wolle. Ob
sie so auch mit dem „lupenreinen Demokraten“ Putin spricht oder mit Erdogan,
der gerade die Pressefreiheit abschafft, Opponenten willkürlich verhaften lässt
und ernsthaft über die Wiedereinführung der Todesstrafe mehr als nur nachdenkt?
Ich weiß es nicht.
Ganz sicher aber kenne ich die engen und für den Wohlstand
in unserem Land wichtigen Handelsbeziehungen zwischen Baden-Württemberg und den
USA und denen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika.
Zu den nüchternen Fakten:
Die wirtschaftliche Verflechtung unseres Bundeslandes mit
den USA ist enorm: Seit 2012 sind die USA Baden-Württembergs wichtigster
Handelspartner. Das Wirtschaftsministerium teilte im November mit, dass sich
2015 die Ausfuhren über den großen Teich auf knapp 26 Milliarden Euro beliefen.
Eine Steigerung von stolzen 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Autos,
Maschinen und pharmazeutische Erzeugnisse „schippern“ in großen Zahlen über den
Atlantik. Dazu kommen die Investitionen aus dem Südwesten in den USA:
Sagenhafte 48 Milliarden Euro alleine in 2014.
An diesem transatlantischen Handel hängen Hunderttausende
Arbeitsplätze im Land, einige zigtausend hier in der Region Heilbronn/Franken.
Die von Trump angekündigte Reindustrialisierung, um wieder
mehr Arbeitsplätze in seinem Land zu schaffen, wird der baden-württembergischen
und der deutschen Wirtschaft insgesamt einen weiteren enormen Auftrieb
verleihen.
Auch deshalb muss gelten: Keine übertriebene Sorge vor dem
Silicon Valley! Zum einen stehen die dort zu Reichtum Gekommenen nicht im Focus
von Trump und zum andern haben die Amerikaner längst realisiert und mit dieser
Erkenntnis ja auch für Trump gestimmt, dass dort zwar viel Sensationelles
geleistet wird, der dort erzielte Wohlstand jedoch rasant an den meisten
Amerikanern nicht nur spurlos, sondern mit Schaden, nämlich dem Verlust ihrer
Arbeitsplätze, vorbei gegangen ist. Aufbau und Ausbau der Reindustrialisierung
also ist ein Schwerpunktthema des gewählten nächsten Präsidenten – und dafür
wird er und werden vor allem auch die Wirtschaftsleute in den USA auch auf die
deutschen Industrieschwergewichte setzen.
Am 16. November 2016 vermeldete der Technologiekonzern
BOSCH, dass er sein Engagement in den USA ausbauen werde. Dies nach der Wahl
von Trump! Damit, so der Konzern, „will BOSCH sein Vertrauen in die USA als
etablierten Markt und als Innovationstreiber unterstreichen“. Der Präsident von
BOSCH-Nordamerika, Mike Mansuetti, erklärte dazu in Palo Alto: „Wir werden mit
der neuen Regierung zusammenarbeiten, wie wir es auch in der Vergangenheit
getan haben“.
Die USA sind 2015 nach längerem erstmals auch wieder der
wichtigste Handelspartner der ganzen Bundesrepublik Deutschland gewesen: Alle
deutschen Firmen haben zusammen eine Wert an Waren, Gütern und Dienstleistungen
in Höhe von 114 Milliarden Euro in die Vereinigten Staaten exportiert. Kein
anderes Land ist damit für die deutsche Wirtschaft, unsere Arbeitsplätze und
unseren Wohlstand so bedeutend wie die USA!
Und diese Exporteure sind auch von enormer Bedeutung für die
Vereinigten Staaten: in den USA hängen mehr als 620 000 Jobs von den Ablegern
deutscher Firmen ab.
Dies zeigt: Wir sind eng miteinander verflochten; zum
Vorteil beider, aber zum größeren Vorteil von uns – wir sollten das so wenig
vergessen wie die Tatsache, dass Trump demokratisch gewählt wurde, was man von
Putin und Erdogan wohl weniger sagen kann.
© Dr.
Walter Döring