Ohne Polizei und auch ohne Militär gibt es keine Lösung!
Historisches ereignet sich in diesen Wochen: Deutschland
löst die USA als „weltweites Einwanderungsland Nummer 1“ ab, wird zum „melting
pot“, also zum „Schmelztiegel, die ausländische Presse sieht Angela Merkel „die
Ehre der Europäischen Union retten“, weil sie – zur nicht geringen Überraschung
selbst ihrer Parteifreunde und erst recht der CSU – mit ihren Aussagen „Wir
schaffen das“ und „Das Grundgesetz kennt nach oben keine Grenzen“ die
Flüchtlinge nahezu aus der ganzen Welt nach Deutschland „eingeladen“ hat. Daran
ändern die dann doch ebenso überraschend eingeführten Grenzkontrollen zunächst
gar nichts. Der Flüchtlingszustrom hält unverändert an. Die Deutschen empfangen
die nach oft unvorstellbaren Qualen zu uns Kommenden mit Blumen, Schokolade und
Stofftieren; „Refugees welcome!“ Rupert Neudeck, Erfinder der „Cap Anamur“ und
Retter von Zehntausenden von vietnamesischen „Boatpeople“ sah am 21. September
in der WELT gar „zu viel Rührseligkeit im Spiel“.
Alles gut, alles viel besser als die noch nicht vergessenen
dummen Sprüche wie die des früheren Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen,
Jürgen Rüttgers, „Wir brauchen Kinder statt Inder“ – er bekam weder das eine
noch das andere.
Aber auch die begrüßenswerteste Willkommenskultur und die
Aussagen der Chefs von Daimler, Zetsche, und Porsche, Müller, dass sie die
Flüchtlinge in ihren Unternehmen „dringend brauchen“, sind natürlich
ermutigend; aber nichts von alledem löst das Problem: Die Bekämpfung der
Fluchtgründe.
In 2015 werden wegen Kriegen, Hungers, Verfolgung, Furcht um
Leib und Leben und Hoffnung auf ein wirtschaftlich besseres Leben bis zu einer Million Menschen
nach Deutschland kommen.
Wenig im Rampenlicht, aber enorm gefordert ist da auch
unsere Polizei, die in diesen Monaten Sensationelles leistet und für Ruhe und
weitgehende Ordnung sorgt: Überstunden ohne Ende, erhebliche Nervenanstrengungen
und körperliche Dauerbelastung. Heinrich Wefing hierzu zu Recht in der ZEIT vom
17. September 2015: „Demos, Grenzkontrollen, Schutz für Asylbewerber:
Unglaublich, was die deutschen Polizisten gerade leisten“. Unsere Polizei hat großen Dank, Anerkennung
und Respekt verdient.
Und was wäre im Flüchtlingsland Syrien zu tun?
Chefredakteur Ulrich Reitz vom FOCUS: „Wer, was ja alle
sagen, die Ursachen der Flucht beseitigen will, muss neue, unorthodoxe Wege
gehen. Womöglich auch die Bundeswehr einsetzen, um aus Syrien wieder einen Ort
zu machen, von dem niemand mehr weglaufen muss“. Harvard-Professor Joseph S.
Nye forderte in der WELT vom 22. 9.2015 den Einsazu von Bodentruppen gegen
Assad. Auch der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, spricht
sich - deutlich differenzierter - für den Einsatz von Militär aus: „Weder die großzügige Aufnahme von weiteren
Flüchtlingen noch schärfere Grenzkontrollen bieten nachhaltige Lösungen. Denn
auf diese Weise werden die Ursachen der Tragödie nicht beseitigt – weder der
Massenmord in Syrien noch Not, Bürgerkrieg und Instabilität in anderen
Nachbarstaaten. Ganz im Gegenteil: Die Flüchtlingszahlen werden weiter wachsen
und drohen zu schweren politischen Verwerfungen bei manchen unserer EU-Partner
zu führen. Das Europa der offenen Grenzen gerät in Gefahr“. Ischinger plädiert
vorrangig für diplomatische Lösungen zusammen mit Moskau, eine umfassende
Syrien-Kontaktgruppe also ähnlich wie jüngst im Iran erfolgreich praktiziert.
Zudem müssen seinem Vorschlag folgend die Flüchtlingshilfen vor Ort aufgestockt
werden; in Libanon, Jordanien und auch der Türkei, wo vier Millionen
Flüchtlinge nach Europa drängen werden, wenn sie keine Perspektiven für sich
und ihre Familien vor Ort erhalten. Wolfgang Ischinger: „Die EU muss in die Lage gebracht werden,
gemeinsam mit ihren Partnern und mit UN-Mandat nicht nur politisch, sondern
auch militärisch entschlossen zu handeln. Um Schleuserboote schon im Hafen zu
versenken, um Schutzzonen zu errichten, um den IS zu bekämpfen, bedarf es
militärischer Handlungsoptionen. Bei aller berechtigten Skepsis militärischen
Einsätzen gegenüber ist es falsch, diese Option zu einem Tabu zu erklären“.
Militärisches Nichthandeln hat ihm zufolge den Flächenbrand in der Region mit Terror,
Morden und Verschleppungen junger Frauen und Mädchen und damit höchst
nachvollziehbare Fluchtgründe ausgelöst. Assad hatte nie einen Anreiz, zu einer
Verhandlungslösung zu kommen, da er nie eine militärische Intervention
ernsthaft zu befürchten hatte. Der internationale Friedenspolitiker und ausgewiesene
Sicherheits-Experte Ischinger: „Militärische Interventionen alleine lösen
keinen Konflikt – aber gute Worte allein erst recht nicht“.
Also: Es geht in der aktuellen Lage weder ohne Polizei noch
ohne Militär; entsprechend sollten wir nüchtern und realistisch handeln und
denen dankbar sein, die hier in Verantwortung stehen: Den Polizisten und den
Soldaten, denn ohne sie geht es nicht.
© Dr. Walter Döring
Kommentare
Kommentar veröffentlichen